Interpol, die “Internationale kriminalpolizeiliche Organisation”, führt auf ihrer offiziellen Website eine öffentliche Liste der Personen, die aufgrund einer sogenannten Red Notice weltweit gesucht werden. Eine Red Notice ist ein von einem Mitgliedsstaat von Interpol gestelltes Ersuchen an die Strafverfolgungsbehörden aller Mitgliedsstaaten, eine Person ausfindig zu machen und vorläufig festzunehmen, um sie anschließend auszuliefern. Es ist dabei zu beachten, dass nicht alle Red Notices, die im Umlauf sind, auch auf dieser Liste erscheinen. Online veröffentlicht werden nur solche, die zur öffentlichen Verbreitung explizit genehmigt wurden.
Personen, die befürchten, von einer Interpol Red Notice betroffen zu sein, wird aus gegebenem Anlass davon abgeraten, ihren Namen auf Seiten Dritter über eine angebliche Interpol Datenbanksuche einzugeben. Ihre Eingabe könnte abgefangen und zu eigenen Zwecken verwendet werden, selbst wenn Sie den Anbieter der Seite nicht anderweitig kontaktiert haben. Kontaktieren Sie unser Expertenteam für Auslieferungsrecht und Interpol-Angelegenheiten vertraulich über unser verschlüsseltes Kontaktformular. Wir sind mit den Strukturen und Abläufen bei Interpol vertraut und stellen umgehend eine Anfrage für Sie bei der zuständigen Interpol-Behörde.
Gründe für eine Red Notice
Adressat einer Red Notice zu sein, kann schwerwiegende Konsequenzen haben – daher ist es wichtig, zu verstehen, aus welchen Gründen eine Red Notice ausgeschrieben wird und wie ein erfahrener Anwalt für Auslieferungsrecht bei der Verteidigung helfen kann.
Eine Red Notice wird von einem Mitgliedsstaat von Interpol beantragt, um den Aufenthaltsort einer gesuchten Person zu ermitteln und sie zum Zwecke der Auslieferung zu inhaftieren. Der Antrag muss durch Beweise gestützt sein, die die Ernsthaftigkeit der Vorwürfe untermauern und personenbezogene Informationen wie Name, Geburtsdatum und Nationalität des Tatverdächtigen sowie präzise Angaben zur begangenen Straftat enthalten. Bei der mutmaßlich begangenen Straftat muss es sich um eine schwere Straftat handeln. Ausgeschlossen sind daher Red Notices für Straftaten, die ein gewisses Minimum an Strafmaß nicht übersteigen, sowie für eine Gruppe von Delikten, die in einer Liste von Interpol aufgezählt ist. Dazu zählt beispielsweise Prostitution, der Besitz von Drogen für den persönlichen Gebrauch, Ehebruch oder homosexuelle Handlungen.
Nach eingehender Analyse der Situation und Überprüfung der vorhandenen Beweise reichen wir bei Interpol die für eine Richtigstellung relevanten Informationen ein, damit das Generalsekretariat die Anfrage einer Neubewertung unterziehen kann. Entspricht das Ersuchen nicht den Regeln bzw. der Interpol-Verfassung, wird die Anfrage gelöscht und aus allen nationalen Datenbanken entfernt.
Vollständigkeit der “Most Wanted Liste”
Wie eingangs bereits erwähnt, werden nicht alle zirkulierenden Red Notices auf der Interpol Website oder an sonstiger Stelle veröffentlicht. Abseits der Red Notice gibt es noch weitere Interpol Notices sowie sogenannte “Diffusions”. Keine dieser Ersuchen ist für die Öffentlichkeit einzusehen. Daher ist eine formelle Anfrage an Interpol unerlässlich, um festzustellen, ob die betroffene Person über das Interpol Netzwerk gesucht wird.
Übersicht über weitere Interpol Notices und Interpol Diffusions
- Interpol Blue Notices sind darauf ausgerichtet, zusätzliche Informationen über die Identität einer Person, frühere Verurteilungen, den aktuellen Aufenthaltsort oder Aktivitäten im Zusammenhang mit einer Straftat zu ermitteln. Die Blue Notice kann vor Erhebung einer Strafanzeige erlassen werden. Eine Person, gegen die eine Blue Notice von Interpol gerichtet ist, darf nicht bereits wegen der in Frage stehenden Straftat verurteilt worden sein. Adressaten einer Blue Notice können als Zeugen oder Informanten zur Vorbereitung eines Strafverfahrens herangezogen werden, um weitere Informationen zu dem Verfahren zu liefern.
- Zweck einer Interpol Green Notice ist, sicherzustellen, dass die beteiligten Polizeibehörden sich gegenseitig vor kriminellen Aktivitäten einer Person warnen können. Die Interpol Green Notice kann so viele Informationen enthalten, wie für den Fall relevant sind. Gegenstand einer Green Notice ist häufig eine Person, die schon einmal eine Straftat begangen hat, und bei der Anhaltspunkte bestehen, dass sie erneut eine Straftat begehen wird. Bei diesen Fällen handelt es sich häufig um serielle Sexualdelikte.
- Interpol Orange Notices werden insbesondere dann erlassen, wenn nationale Polizeibehörden sich gegenseitig vor einem Ereignis, einem Gegenstand, einer Vorgehensweise oder einer bestimmten Person warnen.
- Interpol Purple Notices werden verwendet, um Informationen über die Tätigkeit eines Kriminellen oder einer kriminellen Gruppe zu sammeln. Polizeikräfte sollten insbesondere Informationen über die von ihnen verwendeten Gegenstände und Geräte sowie deren Verstecke einholen. Purple Notices wurden meist in Fällen von Piraterie oder Wilderei verwendet, um Schiffe oder ähnliche Objekte zu lokalisieren.
- Interpol Diffusions funktionieren ähnlich wie Red Notices. Sie dienen ebenfalls der Lokalisierung einer Person und werden regelmäßig erlassen, wenn nicht genügend Anhaltspunkte für eine Red Notice bestehen. Alleinstellungsmerkmal der Diffusion ist, dass sie eigenständig von den Mitgliedsstaaten über das Interpol Netzwerk in Umlauf gebracht werden kann und nicht zuvor ein Antrag auf Erlass der Diffusion gestellt und dieser vom Generalsekretariat überprüft werden muss. Das steigert mithin die Missbrauchsgefahr.
Veröffentlichung und mögliche Fehlinformation
Es ist wichtig zu beachten, dass weder das Erscheinen auf Interpols Most-Wanted-Liste noch eine unveröffentlichte Notice bzw. Diffusion, automatisch bedeutet, dass die betreffende Person schuldig ist. Es gibt regelmäßig Fälle, in denen Anschuldigungen aufgrund von fehlerhaften Informationen oder politischen Motiven erhoben wurden. Es ist daher möglich, dass Personen fälschlicherweise auf der Liste erscheinen.
Schlun & Elseven: Ihr Rechtsbeistand bei Interpol-Angelegenheiten
Im Falle einer Konfrontation mit einer Interpol Notice bzw. Diffusion ist die Unterstützung durch eine erfahrene Anwaltskanzlei entscheidend, um eine faire und gerechte Verteidigung zu gewährleisten. Unsere Praxisgruppe für Auslieferungsrecht analysiert und überprüft Beweise, die zum Erlass der Red Notice geführt haben, um eine darauf basierende Verteidigungsstrategie zu erarbeiten. Unsere Rechtsanwälte sind selbstverständlich auch bei der Kommunikation mit den ausländischen Strafverfolgungsbehörden und den Interpolbehörden selbst behilflich, um Missverständnisse zu klären und sicherzustellen, dass Ihre Rechte stets gewahrt bleiben. Unser Team bei Schlun & Elseven steht Ihnen zur Verfügung, um Sie in Interpol Angelegenheiten zu unterstützen und Ihre Rechte zu verteidigen. Für weiterführende Informationen kontaktieren Sie uns über unser geschütztes Kontaktformular.
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